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In dieser Schlacht hatte schließlich der linke preußische Flügel alle Patronen verschossen und fing an, unruhig zu werden. Da rief der Herzog von Bevern den Soldaten zu: „Kinder, habt ihr denn keine Bajonette?" Aus diesen Rns stürmten die Preußen mit gefälltem Bajonette gegen die Feinde und brachten sie endlich zum Weichen. „Jetzt erst habe ich gesehen," schrieb Friedrich nach dieser Schlacht, „was meine Preußen vermögen: solche Wunder der Tapferkeit verrichteten sie nicht, seitdem ich die Ehre habe, sie anzuführen."
Der Feldzug von 1 757. Prag, Kolin, Großjägern-dorf, Hastenbeck, Roßbach und Lenthe». Im Jahre 1757 erschienen alle Feinde Friedrichs im Felde; er aber verzagte nicht, zog nach Böhmen und besiegte die Österreicher in der mörderischen Schlacht bei Prag, wurde dann aber bei Kolin nach langem, blutigem Kämpfen selber geschlagen.
Die Österreicher hatten sich auf Anhöhen bei Prag vortrefflich verschanzt. Sumpfige Wiesen, abgelassene Teiche und schmale Zugänge mad)= ten einen Angriff fast unmöglich. Ermüdet kamen die preußischen Truppen auf dem Schlachtfelde an, und der erfahrene Feldmarschall Sch wer in bat den König, den Truppen zuvor einige Ruhe zu gönnen. Friedrich aber sprach: „Frische Fische, gute Fische!" und gab den Beseht znm sofortigen Angriffe. An der Ostieite der Stadt entbrannte eine mörderische Schlacht. Die Preußen wurden auf allen Seiten zurückgedrängt und begannen zu weichen. Niemand wollte mehr vorwärts. Da sprang der alte Schwerin vom Pferde, ergriff eine Fahne und trug sie mit den Worten: „Mir nach, Kinder!" gegen die Feuerschlünde der Feinde. Von mehreren Kugeln getroffen, sank der Held tot zu Boden. Der Sieg war errungen, aber sehr teuer erkauft. Den gefallenen Feldherrn beklagte der König mit den Worten: „Der ist allein 10000 Mann wert."
Die Niederlage bei Kolin war gleichsam das Signal zum Angriffe für die übrigen Feinde. Die Russen drangen plündernd in das östliche Preußen vor und schlugen den preußischen General Leh-wald bei Großjägerndors. Die Schweden nahmen Pommern in Besitz. Friedrichs Verbündete, die Engländer und Hannoveraner, wurden von den Franzosen bei Hastenbeck (bei Hameln) geschlagen. Die Lage des Königs schien verzweislungsvoll. Aber jetzt sollte sich Friedrichs großes Feldherrntalent zeigen. Er teilte sein Heer in mehrere Abteilungen und zog selber mit einem Haufen den Franzosen entgegen. Bei Roßbach') tras er mit ihnen zusammen und besiegte sie durch tapfere Mitwirkung der Seydlitzschen Reiterschar nach einem kurzen Kampfe.
Die Franzosen, an Zahl um das Dreifache den Preußen überlegen, glaubten, des Sieges schon gewiß zu sein. Sie spotteten über das kleine Heer der Preußen und riefen: „Die nehmen wir zum Frühstück, und den „„Markgrafen von Brandenburg"" schicken wir als Gefangenen nach Paris." Der König zog furchtlos mit seinem kleinen Heere auf einen Hügel und ließ die Zelte aufschlagen. Ruhig kochten die Soldaten ihr Mittagsmahl, während Friedrich genau die Bewegungen des Feindes beobachtete. Nachmittags zwei Uhr gab er den Befehl zum Angriff. Es schmetterten die Trompeten, im Nu standen die Soldaten in Schlachtordnung und stürzten sich mit lautem Hurra auf die Feinde. Der tapfere Reitergeneral Seydlitz
') Südwestl. von Merseburg.
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Extrahierte Ortsnamen: Prag Roßbach Prag Friedrichs Hameln Paris Merseburg
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Landtage" zusammen und gab ihm das Recht der Bewilligung neuer Steuern und Anleihen;" für die Gesetzgebung hatte er nur das Recht der Beratung. „Von dieser Zeit ab," so erklärte der König, „weiß jedermann im Lande, daß Ich keine Staatsanleihe abschließen, keine Steuer erhöhen, keine neue Steuer einführen werde ohne die freie Zustimmung aller Stände." Als er bei dieser Gelegenheit die kirchlichen Verhältnisse berührte, sprach er das berühmte Wort: „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen!"
Aber auch obige Zugeständnisse genügten nicht allen; viele verlangten einen vom Volke gewählten Reichstag, einen größeren Einfluß auf die Gesetzgebung, vollständige Freiheit der Presse u. s. w. Da der König auf diese Forderungen, die auf vollständige Beseitigung der absoluten Regierungsform hinzielten, nicht eingehen konnte, löste sich der Landtag unverrichteter Sache auf, und durch die feurigen Reden der Demokraten entstand im ganzen Reiche eine große Mißstimmung gegen den König und seine Regierung.
Die Unzufriedenheit fand neue Nahrung an den Vorgängen, welche in Frankreich stattfanden. Im Februar 1848 war dort abermals eine Revolution ausgebrochen. Die Franzosen hatten ihren König Louis Philipp von dem Throne gestoßen, und „Freiheit und Gleichheit" erscholl es wieder an allen Enden. Die Wogen der Revolution wälzten sich auch nach Preußen, und namentlich in Berlin kam es zu höchst beklagenswerten Auftritten. Bedingungslos verlangte das Volk durch seine Deputationen aus den Provinzen nach einer konstitutionellen Verfassung.
Der König versprach, die Wünsche des Volkes zu erfüllen, ihnen eine Verfassung zu geben und Preßfreiheit zu gewähren, aber damit war den Volksaufwieglern nicht gedient, die eine gewaltsame Umwälzung aller Ordnung herbeizuführen suchten.
Am Mittag des 18. März erschien der König zweimal auf dem Barnrn des königlichen Schlosses, um seine Versprechungen zu wiederholen. Lauter Jubel empfing ihn; aber plötzlich fielen zwei Schüsse, welche das Volk tn furchtbare Aufregung versetzten. Mit dem Rufe: „Wtr find verraten; zu den Waffen!" flog die Menge auseinander. In wenigen Stunden waren die Straßen durch Barrikaden gesperrt und das Volk stand unter Waffen. Ein fürchterlicher Straßenkampf entbrannte, in welchem das Militär die Straßen und Häuser erstürmte, während von den Dächern und ans den Fenstern ein Hagel von Stemm herabflog. Bis tief in die Nacht hinein dauerte der blutige Kampf; überall jedoch blieben die Soldaten Sieger.
Dem landesväterlichen und besorgten Herzen des edlen Monarchen bereitete es tiefen Kummer, daß er gegen seine eigenen Unterthanen nur der Gewalt der Waffen hatte einschreiten müssen. Auf Wunsch vieler angesehenen Bürger, welche versprachen, für Ruhe und Ordnung und für den Schutz der Person und des Eigentums zu sorgen, ließ
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französische Heer drängte die Feinde bald über den Rhein zurück; denn bei der Uneinigkeit der Heersührer der vereinigten Armeen, des Herzogs von Braunschweig und des österreichischen Generals Wurms er, hatten die Franzosen leichtes Spiel.
Weil die Uneinigkeit fortdauerte. die Finanzen zerrüttet waren und neue Verwickelungen mit Polen drohten, schloß Friedrich Wilhelm Ii. den Separatfrieden von Basel (1795). Preußen verlor alle linksrheinischen Besitzungen (Mörs, Geldern und einen Teil von Kleve) jedoch unter der Bedingung, daß ihm später bei einem allgemeinen Frieden eine anderweitige Entschädigung in Deutschland zu teil würde. Außerdem wurde eine Grenz- (De-markations-) Linie vom Rhein bis Schlesien festgesetzt, welche die Franzosen nicht überschreiten durften. So wurde Frankreich gewissermaßen gestattet, erobernd in Deutschland einzudringen. Durch den Frieden zu Basel verlor Preußen eineu großen Teil seines Ansehens in Deutschland.x)
Die zweite und dritte Teilung Polens. 1793 und 1795.
In Polen machte sich eine Wendung zum Bessern geltend. Um das Land von dem gänzlichen Untergange zu retten, sollte Polen aushören, ein Wahlreich zu sein, das sächsische Königshaus in den erblichen Besitz der Königswürde gelangen und das Einspruchsrecht des Adels aufgehoben werden. Hiermit war aber ein Teil des polnischen Adels und vor allem Rußland nicht einverstanden. Im Jahre 1792 ließ Katharina Ii. ihre Truppen in Polen einrücken. Ein Teil der polnischen Bevölkerung, die Patrioten, suchten die Rechte des Vaterlandes mit den Waffen zu schützen, wurden aber unter Kosciuszko bei Dubienka (1792) besiegt. Um zu verhüten, daß Polen eine russische Provinz würde, ließ auch Preußen seine Truppen einrücken _ und schloß mit Rußland ein Bündnis. Es kam zu einer neuen Teilung des polnischen Reiches, wobei Preußen Thoru und Danzig, außerdem Posen, Gnesen und Kali sch (Südpreußen), im ganzen 55 000 qkm erhielt.
Um die verlorenen Provinzen wieder zu gewinnen, erhob sich der Rest des Polenvolkes unter Kosciuszko und Madalinski zu einem letzen Verzweiflungskampfe. Ein preußisches Heer rückte unter des Königs eigener Führung in Polen ein und eroberte Krakau. Die Russen drangen unter dem General Snw arow ebenfalls siegreich vor, nahmen Kosciuszko gefangen und besetzten Warschau. Auch Österreich, welches an der. zweiten Teilung nicht beteiligt war, ließ seine Truppen einrücken. Als Preußen merkte, daß es bei einer beabsichtigten dritten Teilung beiseite gedrückt werden sollte, schloß es
x) Als der König nach Berlin zurückkehrte, scholl ihm zum erstenmal das „Heil dir im Siegerkranz" entgegen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Katharina_Ii Dubienka
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segensreichen Werke der Gründung von Gesellenvereinen; zur Unterstützung braver Handwerkerfamilien gründete sie in Koblein eine Handwerkerstistung.
Unvergessen bleibt die Wirksamkeit der Königin während des blutigen Krieges mit Frankreich, in welchem sich gegen 25000 Menschen unter ihrer hohen Fuhrerin an der frerwilligkn Krankenpflege beteiligten. Die Kaiserin ettete selber die großartige Thätigkeit dieses Heeres von Barmherzigen sie überwachte die ichon bestehenden Lazarette und ließ neue einrichten sie sorgte für eine gleichmäßige Verteilung der Krankenpfleger der Geschenke an Krieger und Verwundete. In Frankreich waren allein 42 Lazarette eingerichtet. Bei Berlin auf dem Kreuzberge lagen 50 Baracken voll von verwundeten und kranken Soldaten. Am Weihnachtstage 1870 ging die Königin hier von einem Bette zum anderen, reichte jedem Kranken ein kleines Geschenk und hatte für jeden ein mildes, tröstendes Wort ^as größte Lob für all dies liebevolle Wirken spendete der hohen Kranken» Pflegerin kein anderer, als ihr kaiserlicher Gemahl: „Wenn ich auch nicht so weit gehen kann wie die Kaiserin, welche am liebsten jeden verwundeten Soldaten in ein Himmelbett gelegt haben möchte, so habe ich doch das feste Vertrauen, daß im Falle eines neuen Krieges sich vieles namentlich für die Verwundeten Krieger günstiger gestalten wird."
Trübe Tage. Als Augusta dem Prinzen Wilhelm die Hand zum ewigen Bunde reichte, da ahnte sie nicht, daß ihr an der Seite ihres Gemahls ein Leben, reich an Ehren und Würden, zu teil werden sollte. Im Jahre 1861 wurde sie mit dem königlichen Diadem geschmückt, im Jahre 1871 begrüßte sie das geeinte Deutschland als seine erste Kaiserin. Nach den glücklichen Feldzügen galt auch ihr der Jubelruf des deutschen Volkes, und bei der Feier der goldenen Hochzeit brachten ihr und ihrem Gemahl Millionen die herzlichsten Glückwünsche entgegen.
Aber auch trübe Tage sollten der Fürstin nicht erspart bleiben. Hatten schon die frevelhaften Mordversuche auf den Kaiser auch ihr traurige Tage gebracht, so sollte das Jahr 1888 für sie ein wahres Schmerzensjahr werden. Sie sah ihren Enkel, den Prinzen Ludwig von Baden, in der Blüte des Lebens ins Grab sinken. Der 9. März dieses Jahres trennte sie von ihrem geliebten Gemahl, dem sie fast 60 Jahre als liebende Gattin zur Seite gestanden hatte. Im Juni 1888 starb nach schwerem Leiden ihr einziger Sohn, der Stolz ihres Mntterherzens. Dazu quälte sie Kahre hindurch eine schmerzhafte Krankheit und verzehrte die Kräfte ihres Körpers.
In Übuugen der Frömmigkeit und in Werken der Nächstenliebe suchte die kaiserliche Witwe ihren Trost. So blieb sie bis zum Ende des Lebens ihrem Wahlspruche treu: „Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen."
Nur kurze Zeit überlebte sie ihren Gemahl. Kaiserin Augusta starb ant 7. Jannar 1890. An der Seite ihres Gatten, in der Grnst zu Charlottenburg fand sie ihre letzte Ruhestätte. Dort harret ihr Leib der Auserstehuug; aber unvergeßlich wie ihr Gemahl wird das
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ludwig_von_Baden Ludwig Augusta
Extrahierte Ortsnamen: Koblein Frankreich Frankreich Berlin Deutschland Charlottenburg
Brandenburg und erhielten Hilfe. Als jedoch der Fürst von Rügen Bundesgenossen an den Dänen, Schweden und Polen fand, wurde Waldemar in der Schlacht bei Gransee*) (1316) geschlagen. Die Feinde hatten aber eine solche Achtung vor der Tapferkeit ihres Gegners, daß der Markgraf im Frieden zu Templin?) (1317) seine Besitzungen und Stralsund seine Freiheit behielt.
Waldemar, obgleich klein von Gestalt, war ein gewaltiger Kriegssürst, der den Fuß selten aus dem Steigbügel setzte und ebenso selten das Schwert aus der Hand legte. Aber er vergaß dabei auch die Wohlfahrt seines Landes nicht; die Marken gelangten unter ihm zu einem bedeutenden Wohlstände, und Brandenburg stand damals auf einem solchen Gipfel der Macht und des Ansehens, wie nie zuvor. Leider raffte ein früher Tod den thatkräftigen und von seinem Volke so sehr geliebten Fürsten im Alter von erst 28 Jahren hinweg.
Ihm folgte bereits nach einem Jahre (1320) sein Vetter Heinrich von ^andsberg, der letzte Sprößling des brandenbnraisch-anhaltinischen Hauses, ins Grab.
Die Anhaltiner hinterließen in den Marken ein gesegnetes Andenken. Ihr ursprüngliches Besitztum hatten sie bedeutend vergrößert. Zur Markgrafschaft Brandenburg gehörte beim Aussterben
dieser Herrscherfamilie: die Alt mark, die Mittelmark, die Neu-mark, die Priegnitz und die Ukermark, die Ober- und Niederlaufitz, Landsberg und Lebns.
Christliches und deutsches Wesen hatte allenthalben die Oberhand gewonnen, Kirchen und Klöster waren gegründet, viele deutsche Dörfer und Städte angelegt. — In den Städten blühten Handel und Gewerbe, die Gewerbetreibenden verbanden sich zu Innungen, und die Kaufleute suchten ihr Besitztum durch Anschluß an die Hansa zu schützen. — Die Verwaltung des Landes war geordnet; auf den Landtagen, wo die Bischöfe, der Lehnsadel und die Behörden der Städte erscheinen mußten, wurden die Abgaben geregelt.
Mit dem letzten Anhaltiner sank die Blüte der Marken ins Grab, und den guten und gedeihlichen Zeiten folgten schon bald recht traurige und böse.
Iii. Abschnitt. 1320—1415. Das Interregnum. Brandenburg unter den Vayern und Luxemburgern. Das Interregnum. 1320-1-324.
Nach dem Aussterben der anhaltinifchen Markgrafen fielen die benachbarten Fürsten — die Herzöge von Mecklenburg, Pommern, Glogau und der König von Böhmen — über die verwaisten Gebiete
J) Nördlich von Berlin an der mecklenburgischen Grenze. — 2) Daselbst.
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Extrahierte Personennamen: Waldemar Waldemar Heinrich_von_^andsberg Heinrich
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Der falsche Waldemar. Bei einem so traurigen Zustande in den Marken war es nicht zu verwundern, daß sich die Bevölkerung nach den glücklichen Zeiten unter den Anhaltinern zurücksehnte. Es schien auch, als sollte ihre Sehnsucht in Erfüllung gehen. — Im Jahre 1348 ließ sich beim Erzbischöfe von Magdeburg ein alter Pilgersmann melden, der sich für den Markgrafen Waldemar ausgab. Er erzählte, trotz naher Verwandtschaft habe er mit seiner Gemahlin die Ehe geschlossen' Voll Reue über diesen Schritt habe er eine Wallfahrt zum Grabe des Erlösers gemacht, uni dort Buße zu thun. Das Gerücht von seinem Tode habe er selber verbreiten lassen, und während statt seiner ein anderer beerdigt sei, habe er sein Gelübde erfüllt. Als Beweis für die Richtigkeit seiner Angaben zeigte er den Siegelring Waldemars; auch wußte er vieles aus dem Leben des Fürsten zu erzählen. Dabei war er durch seine Gesichtszüge und seine Gestalt, durch seine Stimme und Bewegungen dem Waldemar so ähnlich, daß viele glaubten, den berühmten Markgrafen vor sich zu sehen. Der Erzbischof von Magdeburg, die Fürsten von Anhalt und Sachsen, sogar der deutsche Kaiser Karl Iv. erklärten sich für ihn; das Volk jubelte dem geliebten Fürsten entgegen, und bald war Waldemar im Besitze des größten Teiles der Mark Brandenburg. Nur Spandau, Frankfurt und Brietzen, letzteres seitdem Treuenbrietzen genannt, blieben Ludwig dem Alteren ergeben.
Als es aber gelang, dem Kaiser Karl Iv. in der Person Günthers von Schwarzburg einen Gegenkaiser gegenüber zu stellen, ließ Karl Iv. den angeblichen Waldemar fallen und söhnte sich mit Ludwig dem Alteren aus. Jetzt verlor auch Waldemar seinen übrigen Anhang; nur die Anhaltiner hielten an ihm fest und gewährten ihm eine Zufluchtsstätte in Dessau, wo er fürstlich gehalten und nach seinem Tode in der Familiengruft beigesetzt wurde. — Ob der „falsche" Waldemar ein Müllerbursche Namens Jakob Rehbock aus Hundelust bei Zerbst gewesen, der im Heere Waldemars als Schildknappe gedient haben soll, ist bis heute nicht klar gestellt.
Ludwig der Römer. (1351—1365;) Otto der Faule. (1351 bis 1373.) Ludwig, nach seinem Geburtsorte Rom der Römer-genannt, folgte nebst seinem Bruder Otto dem Faulen seinem älteren Bruder in der Regierung der Mark Brandenburg, worauf letzterer zu Gunsten seiner Brüder verzichtet hatte.
Der erstere, Ludwig der Römer, erhielt im Jahre 1356 infolge des Erlasses „der goldenen Bulle" durch Kaiser Karl Iv. den Titel Kurfürst.
Diese neue Würde berechtigte die Herrscher Brandenburgs zur Teilnahme an der Wahl des Kaisers, gab ihnen den dritten Sitz zur Linken des Kaisers, übertrug ihnen die Ehrenpflicht, bei der Kaiserkrönung das Reichszepter und den Reichsapfel vorzutragen, brachte ihnen die Unteilbarkeit der Kurlande und ferner das unbeschränkte Recht über Bergwerke, Münzen, Zölle u. s. w.
Im Jahre 1363 schloß Karl Iv. mit den beiden Brüdern einen Erbvertrag, infolgedessen Brandenburg mit Böhmen vereinigt werden sollte. Nach dem Tode Ludwigs versuchte aber Otto, die Mark Brandenburg mit Hilfe feiner bayerischen Verwandten für sich zu retten. Allein Karl rückte mit einem Heere in die Marken ein,
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Extrahierte Personennamen: Waldemar Waldemar Karl_Iv Karl Waldemar Ludwig_dem_Alteren Ludwig Karl_Iv Karl Günthers_von_Schwarzburg Günthers Karl_Iv Karl Ludwig_dem_Alteren Ludwig Waldemar Waldemar Jakob_Rehbock Ludwig Otto Ludwig Ludwig Otto Ludwig_der_Römer Ludwig Karl_Iv Karl Karl_Iv Karl Ludwigs Ludwigs Otto Karl Karl
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der vor Jahren bereits in Angriff genommenen Schiffbarmachung der Rnhr und die Herstellung von 150 km Chausseen in der Grafschaft Mark. Er dachte sogar an eine Verbindung der Ruhr mit der Lippe durch eine Wasserstraße.
Im Jahre 1803 ernannte ihn der König zum Ober-Präsidenten derjenigen westfälischen Landesteile, die damals schon im Besitze Preußens waren. Durch die vortrefflichen Eigenschaften seines Geistes und Herzens — durch seinen klaren Verstand, seine Redlichkeit und Offenheit, seine Fürsorge für alle Unglücklichen und Notleidenden, seine tiefe Gottesfurcht — gewann er balb die Herzen aller.
Den vorzüglichen Ober-Prüsibenten berief der König bereits im sol-genben Jahre nach Berlin und machte ihn zum Finanzminister. In dieser hohen Stellung hob er die Binnenzölle (die Zölle zwischen den einzelnen preußischen Provinzen) auf, beschaffte dem König die nötigen Gelber, um das Heer gegen Napoleon zu rüsten.
Wegen gewisser Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Könige und ihm erhielt Stein im Jahre 1807 seinen 2tfaschieb und zog auf seine Güter in Nassau. . _
Ties betrübt beichte Stein Tag und Nacht an uni er unglückliches Vaterlanb und feinen so schwer bebrängten Fürsten und sehnte den Tag herbei, wo er dem geliebten Prenßenlaiibe seine Dienste wieber widmen könnte. Der Wunsch sollte ihm balb gewährt werben. Nach dem Frieden zu Tilsit rief König Friedrich Wilhelm seinen früheren Minister zurück. Als Stein den Brief des Königs erhielt, lag er krank barnieder; aber die Nachricht des Königs half besser als Arzt und Apotheke. Bedingungslos stellte er seine Dienste zur Verfügung. Als die Königin Luise hiervon horte, schrieb sie freudig erregt an ihren Vater: „Stein kommt, und mit ihm kehrt meine Hoffnung wieber."
Was in der Zeit der Wiebergeburt zum Wehte des Laubes geschah, ist größtenteils dem Rate und dem Einflüsse Steins zu Verbanken: Die Zahlung der französischen Krie gsschnlb, die Aushebung der Erbnnterthänigkeit b er Bauern, die Städteordnung und die Umgestaltung der Staatsverwaltung.
Leider mußte Stein balb nach Österreich und dann nach Rußland flüchten. Er hatte nämlich in einem Briefe erklärt, Preußen müsse sich ui Gemeinschaft mit Österreich erheben, um das verhaßte französische Joch abzuschütteln. Dieser Brief wurde von einem französischen Marsch all auj-aefanaen und Napoleon übergeben. Stein verlor seine Güter und sollte auf Napoleons Befehl verhaftet werden. Erst 1813 kehrte er nach Preußen zurück und wirkte mit an der einmütigen Erhebung des Volkes. Wahrend der Freiheitskriege trat er an die Spitze des Verwaltungsrates, der die wiedergewonnenen deutschen Länder vorläufig in lerne Obhut nahm. Nach dieser Zeit zog er sich von der überaus anstrengenden Arbeit zürnet, um den Rest seines Lebens in größerer Ruhe auf Schloß Kappeuberg (im Regierungsbezirk Münster gelegen), welches ihm der König für feine großen und treuen Dienste geschenkt hatte, zu verbringen,
Im Jahre 1831 starb der edle Mann, ans den schon bei Lebzeiten
die Worte paßten: .
Des Rechtes Grunb-Stein,
Dem Unrecht ein Eck-Stein,
Der Deutschen Ebel-Stein.
In Wetter an der Ruhr, feinem Lieblingsaufenthalte, würde unter persönlicher Teilnahme des Kaisers Wilhelm I.. seiner hohen Gemahlin des damaligen Kronprinzen und vieler hochgestellten Männer tm Jahre 1 -' sein Denkmal enthüllt. Drei Jahre später wurde dem verdienstvollen Manne auch in der Reichshauptstabt ein L-tanbbilb errichtet.
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Nassau Tilsit Napoleons Schloß_Kappeuberg
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Napoleon hatte zu Gunsten seines Sohnes abgedankt und suchte über Rochesort nach Amerika zu entfliehen. Er wurde aber vou deu Engländern gefangen genommen und uiit einer kleinen Schar treu gebliebener Freunde nach der Insel St. Helena verbannt, wo er 5. Mai 1821 sein thatenreiches Leben beschloß. Mit Bewilligung der englischen Regierung wurde im Jahre 1840 seine Asche nach Paris geholt und im Jnvalidendome beigesetzt.
Der Wiener Kongreß. Das plötzliche Erscheinen Napoleons hatte die Verhandlungen in Wien zu einem schnellen Abschlüsse gebracht. Preußen blieb kleiner, als es 1806 gewesen war, obgleich es in den Befreiungskriegen Außerordentliches geleistet und zur Vertreibung Napoleons am meisten beigetragen hatte; was er aber ein Laud einbüßte, wurde an Deutschtum gewonnen; unter allen Staaten hatte Preußen jetzt die meisten Unterthanen deutscher Zuuge.
a. Land erverteilnng. Von den ehemaligen polnischen Landesteilen wurde ihm wieder zugewiesen: die Provinz Posen und die Gebiete vou Danzig und Thorn; es erhielt ferner:
Schwedisch-Vorpommern (für das au Dänemark überlassene Lanenbnrg), den nördlichen und westlichen Teil vom Königreich Sachsen, sowie bedeutende Gebiete in Westfalen und Rheinland.
In den beiden letzteren Provinzen kamen als nenes Besitztum an Preußen: Jülich und Berg, die ehemaligen Kurstaaten Köln und Trier, die Städte Köln und Aachen, das Siegener Land, die westliche Hälfte des ehemaligen Bistums Münster, die Grafschaft Dortmund und das frühere Stift Corvei.
Verzichteu mußte Preußen auf Ostfriesland, Lingen, Goslar und Hildesheim, die an Hauuvver kamen, und auf Ausbach und Bayreuth, die Bayern erhielt.
b. Verfassung Deutschlands. An Stelle des ausgelösten deutschen Reiches trat der deutsche Bund, eine Verbindung aller deutschen Staateil') zur Erhaltung der üußereu und inneren Sicherheit Deutschlands und der Unverletzlichkeit der einzelnen Bundesglieder. Alle Angelegenheiten des Bundes solltenans dem Bundestage zu Frankfurt a. M. unter dem Vorsitze Österreichs von den Bevollmächtigten aller Glieder beraten werden.
Fürst Blücher, bvr ..Marschm Vorwärts". Gebhardt Lebrecht Blücher war im Jahre 1742 zu Rostock in Mecklenburg als Sohn eines Landedelmannes geboren Schon frühzeitig trat er als Freiwilliger in ein schwedisches Husarenregiment und kämpfte im Anfange des siebenjährigen Krieges mutig und keck gegen die Preußeu. Auf einem Streifznge durch Brandenburg wurde der allzu verwegene Reiter gefangen genommen und zu dem preußischen Oberst gebracht. Dieser saud Gefallen an dem frischen Wesen des jungen Husaren, und auf dessen Veranlassung trat Blücher in preußische Dienste.
’) Die Provinzen Preußen und Posen, weil früher nicht zum deutschen Reiche gehörend, waren ausgeschlossen.
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Ende des Krieges. (Burckcrsdorf und Freiberg.) Große Schlachten kamen von jetzt ab nicht mehr vor; die Heere waren ans beiden Seiten durch den langjährigen Krieg zu sehr geschwächt. Die Feinde sahen wohl ein, daß sie den großen Preußenkönig doch nicht besiegen und vernichten könnten, und ein Gegner zog sich nach dem anderen von dem Kriegsschauplätze zurück. Friedrichs größte Feindin, die Kaiserin Elisabeth von Rußland starb, und ihr Nachfolger, Peter Ul., schloß mit dem Könige ein Bündnis und sandte Hilss-trnppeu. Den Russen folgten die Schweden und Franzosen. Die Österreicher, welche zu einem Frieden noch nicht geneigt waren, schlug. Friedrich bei Burckcrsdorf (bei Reichenbach). Die Reihe der preußischen Waffenthaten schloß der Prinz Heinrich, der einzige, der nach des Königs Zeugnisse im ganzen Kriege keinen Fehler gemacht hatte.
Bei Freiberg in Sachsen errang er über die Reichstruppen einen entscheidenden Sieg.
Friede. Da Maria Theresia einsah, daß ein weiterer Kamps
vergeblich sei, kam es am 15. Februar 1763 endlich auf dem Jagd-
schlösse Hubertsburg (bei Dresden) zu dem lang ersehnten Frieden. Preußen behielt Schlesien, wurde die fünfte Großmacht in Europa und beanspruchte gleich Österreich die Führerstelle in Deutschland.
Unsägliches hatte das preußische Volk in dem langen Kriege erleiden müssen. Tausende hatten Gut und Blut für das Vaterland geopfert,
blühende Länderstriche waren verwüstet, aber glänzend war Preußen aus-dem großen Ringkampfe hervorgegangen. Voll Liebe und Begeisterung, blickte das Volk auf feinen Herrscher, ganz Europa voll Bewunderung auf den großen König und den ruhmreichen Feldherrn.3)
Iii. Friedrichs des Großen Generale.
Der General von Schwerin. Kurt Christoph von Schwerin erhielt in feiner Jugend eine tüchtige Ausbildung, da er von seinen Eltern zum Studium der Wissenschaften bestimmt war. Aber in dem Jünglinge steckte ein Soldat. Er verließ deshalb seine Bücher und trat in das mecklenburgische Heer ein. Nach der Besitzergreifung Vorpommerns durch die Preußen wurde er preußischer Soldat und gelangte als tüchtiger Offizier mit der Zeit zu hohen militärischen Stellen.
Unter Friedrich Ii. zum Feldmarschall ernannt, gelang es ihm, die Schlacht bei Mollwitz zu retten. Todesmutig stellte er sich an die Spitze der gesamten Armee, führte sie gegen die siegreich vordringenden Österreicher und errang einen glänzenden Sieg. Von zwei feindlichen Kugeln verwundet, war er längere Zeit kränklich und mußte zu seiuer völligen Wiederherstellung die Heilquellen von Aachen besuchen.
Am zweiten schlesischen Kriege beteiligte sich Schwerin nur kurze Zeit, wegen unverdienter Kränkungen nahm er seinen Abschied.
Beim Ausbruche des dritten schlesischen Krieges trat er aus persönlichen Wunsch seines Königs wieder als Oberfeldherr an die Spitze einer Heeresabteilnng. Mit 15 000 Mann sollte er durch Schlesien in Böhmen eindringen. Als er aber seine Armee zu einem erfolgreichen Angriffe gegen die Trnppenmacht der Österreicher für zu schwach hielt und um weitere
3) Erg. Nr. 15.
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Schon längst hatte Luise eingesehen, daß man diesem gewalt-thütigen Menschen mit dem Schwerte in der Hand entgegen treten müsse, obgleich mancher Ratgeber des Königs anderer Ansicht war. Der Krieg brach aus, die Königin begleitete ihren Gemahl mit auf den Kampfplatz, und solange es ging, blieb sie- in der Nähe des Königs. Nach den unglücklichen Schlachten von Jena und Auerstädt mußte die königliche Familie vor dem siegreich nach Osten vordringenden Napoleon in rauher Jahreszeit von Berlin nach Königsberg flüchten. Hier erkrankte Luise am Nervenfieber und lag sehr gefährlich darnieder. Kaum hatte die Königin die'krankheit überstanden, da traf die Kunde ein: Die Franzosen rücken auf Königsberg vor! Luise war noch sehr schwächlich und die Gefahr des Rückfalles in die eben erst überstandene Krankheit keineswegs ausgeschlossen; doch ganz entschieden erklärte sie: „Ich will lieber in die Hände Gottes als in die dieses Menschen fallen." Mitten im Winter, am 3. Januar 1807, bei der heftigsten Kälte, .dem fürchterlichsten Sturme und Schneegestöber wurde die Königin in den Wagen getragen und zwanzig Meilen weit nach Memel gebracht.
Drei Tage und drei Nächte währte die äußerst mühselige Fahrt, und mit den elendesten Nachtquartieren mußte die hohe Frau sich begnügen. Die erste Nacht verbrachte sie in einer ärmlichen Stube, wo die Fensterscheiben zerbrochen waren und der Schnee auf ihr Bett wehte.
In Memel besserte sich allmählich der Zustand der Königin; aber jetzt folgte Krankheit auf Krankheit in der königlichen Familie. Tag und Nacht saß Luise als liebevolle Mutter an den Kranken-bettchen ihrer Kinder, um sie zu Pflegen und zu beruhigen. Was die Königin damals empfand, drückt sie mit den schönen Worten des großen Dichters Goethe aus:
„Wer nie sein Brot in Thränen aß,
Wer nie die kummervollen Nächte Auf seinem Bette weinend saß,
Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte."
Nach der Schlacht von Eylau faßte Luise wieder einige Hoffnung ; als aber die Nachricht von der vollständigen Niederlage bei Friedland zu ihr drang, schwand jegliche Zuversicht. Schon wollte sie das Vaterland verlassen, da kam es zum Frieden zu Tilsit.
Bei den Friedensunterhandlungen erschien auch Luise auf besonderen Wunsch des Königs, damit sie durch die hohe Würde ihrer Erscheinung, die edle Ruhe ihres Gemüts und die große Gabe ihrer Rede den französischen Machthaber zu einem ehrenvollen Frieden, zur Schonung des Landes und des Volkes bewege. Napoleon lud die hohe Frau zur Tafel; die Würde der schönen und geistvollen Königin machte aus den Eroberer zwar einen tiefen Eindruck, vermochte aber nicht, fein hartes Herz zu erweichen. Was er das eine Mal versprach, ließ er nachher als höfliche Redensart, durch die er sich nicht gebunden glaubte, widerrufen; ja er wagte es sogar, den König und
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